Sondersitzung zum Verkehrskonzept

Veröffentlicht am 12.07.2023 in Gemeinderat

Bericht aus der Sondersitzung des Gemeinderat vom 10. Juli 2023

Verkehrskonzept mit Handlungsempfehlungen beschlossen

Anpassungen bei der Ortsentwicklung möglich

Nach einer detaillierten Bestandsaufnahme sowie einer umfassenden Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger wurde jetzt das Verkehrskonzept für Neuendettelsau vorgestellt und vom Gemeinderat verabschiedet.

Bürgermeister Christoph Schmoll (SPD) wies zu Beginn der Sitzung darauf hin, dass es sich um ein Konzept handelt. Es dient als Grundlage für zukünftige Planungen, in denen dann auch jeweils eine Umsetzbarkeit geprüft werden muss. Außerdem betonte Bürgermeister Schmoll, dass es im Rahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) noch Veränderungen geben kann. ISEK soll laut Verwaltung gegen Ende des Jahres vorgestellt werden.

 

Bestandsaufnahme mit Stärken und Schwächen

Grundlage für das Verkehrskonzeptes war eine Bestandsaufnahme mit einer entsprechenden Bewertung. Dabei wurden Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken gegenübergestellt.

Die häufigsten Kritikpunkte bezogen sich dabei auf den Abschnitt der Hauptstraße zwischen der Reuther Straße und dem Café Hammon.

Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass die derzeitige Infrastruktur in Neuendettelsau sehr auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) ausgelegt ist. Dabei liegt der Durchgangsverkehr nur bei 14,5 Prozent. Der größte motorisierte Verkehrsanteil besteht aus Ziel- und Quellverkehr. Der Anteil des Fahrradverkehrs lag bei überdurchschnittlichen 19 Prozent.

Der öffentliche Personennahverkehr liegt derzeit nur bei 3 Prozent. Er hat zwar Verbesserungspotential, aber laut der Untersuchung gab es seitens der Bevölkerung kaum Vorschläge.

Die Verkehrsuntersuchung und die Bürgerbeteiligung ergaben, dass es das meiste Verbesserungspotential beim Geh- und Radverkehr gibt. Dieser sollte deshalb in den kommenden Jahren in den Fokus der Verkehrsplanung rücken.

 

Steigerung der Attraktivität des Fuß- und Radverkehrs

Um die Verkehrssituation in Neuendettelsau nachhaltig zu gestalten, werden einerseits Maßnahmen empfohlen, die restriktiv sind (Push-Maßnahmen) und beispielsweise den motorisierten Individualverkehr erschweren. Dies können Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Einschränkungen der Parkmöglichkeiten sein.

Andererseits kann durch attraktive Alternativen (Pull-Maßnahmen) der Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Dies können beispielsweise sichere Radwege oder Überquerungsmöglichkeiten der Hauptstraße sein. Sehr kritisch gesehen wird seitens der Fachleute die Beschilderung vieler Gehwege mit dem Schild „Fahrradfahrer frei“. Diese seien primär den Fußgängern vorbehalten und es gelte Schrittgeschwindigkeit.

Konkrete Umsetzungsvorschläge

Insgesamt wurden seitens des Fachbüros eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die kurz- und langfristig umgesetzt werden können.

So werden beispielsweise Querungshilfen am Bahnhof, in der Nordstraße und am Sternplatz vorgeschlagen. Auch sollte die Freigabe der Gehwege, insbesondere in der Hauptstraße, für den Radverkehr eingeschränkt werden. Durch eine Tiefgarage im Zentrum, so die Fachleute, könnten mehr Flächen für den Fuß- und Radverkehr frei werden.

Langfristig sollte auch über eine Westumfahrung zwischen Komotauer Straße und Nordstraße oder einer Umfahrung des Ortskerns über eine Ost-Route über die vorhandene Kreisstraße in Richtung Reuth nachgedacht werden.

Für den Radverkehr wurde im Konzept nach Hauptrouten und Basisrouten unterschieden.

Eine wesentliche Verbesserung der Sicherheit sollte im Bereich der Nikolaikirche durch einen Schutzstreifen für Radfahrer erreicht werden. Sehr ausführlich wurden auch Vorschläge zur Förderung des Radverkehrs gemacht. Ein Schwerpunkt war dabei auch die Schaffung von entsprechenden Abstellanlagen für Fahrräder.

 

Die Rechnung wird mit dem Wirt gemacht

Hinsichtlich der Umsetzung von Maßnahmen in Hauptstraße bemerkte Bürgermeister Schmoll: “Die Kreisstraße ist eine unbekannte Größe. Da kann man nicht einfach planen. Die Rechnung wird mit dem Wirt, der Kreisverkehrsbehörde, gemacht.“

Gemeinderat Christian Scheuerpflug (SPD) begrüßte eine vorgeschlagene Querungshilfe am Krankenhaus bzw. an der Einmündung Weiherstraße in Verbindung mit dem barrierefreien Umbau der Bushaltestelle. Erfreut war er auch über die vorgeschlagenen Fahrradboxen am Bahnhof für sicheres Abstellen von hochwertigen Fahrrädern. Dies hatte die SPD-Fraktion bereits vor zwei Jahren für den Haushaltsplan vorgeschlagen.

 

Querungshilfe am Löhe-Haus gefordert

Kritisch sieht Scheuerpflug die vorgeschlagene Ost-Route, weil diese aufgrund der langen Wegstrecke vermutlich nicht angenommen werden würde. Die neue Westspange sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, aber vermutlich schwer umsetzbar. Hinsichtlich der Querungshilfen betonte er die Wichtigkeit für die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger insbesondere am Löhe-Haus.

Bedenken äußerte er bei der Querungshilfe am Sternplatz. „Diese ist zwar absolut erforderlich, behindert aber meines Erachtens die Linksabbieger, was in Stoßzeiten zu erhöhtem Rückstau führen kann,“ so Gemeinderat Scheuerpflug.

Nach einer ausführlichen Frage- und Diskussionsrunde stimmte der Gemeinderat dem Verkehrskonzept einstimmig zu.

 

Einbeziehung und Information der Öffentlichkeit

Im Anschluss an die öffentliche Sitzung des Gemeinderates hatten die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer auch die Möglichkeit um Fragen zu stellen.

 

Zeitnahe Umsetzung priorisierter Maßnahmen

Diskussion gab es bei der Umsetzung einer Querungshilfe in der Nähe der Klinik. Die Planung für dieses Vorhaben sowie für den barrierefreien Ausbau der dortigen Bushaltestelle wurde mit knapper Mehrheit beschlossen.

Aus den weiteren im Verkehrskonzept priorisierten Vorschlägen stimmte der Gemeinderat der Planung einer Reihe von ersten Maßnahmen einstimmig zu.

So soll an der Haltestelle „Schulzentrum-Novamare“ eine überdachte Fahrradabstellanlage mit einem zusätzlichen Stellplatz für Lastenfahrräder entstehen.

Ebenso sollen am Bahnhof 2023/2024 Fahrradboxen angeschafft werden.

Veränderungen sind auch im Bereich der Markierungen und Beschilderungen geplant. Im Bereich der Ringstraße, Feldstraße mit Friedhofstraße soll eine Fahrradstraße markiert und ausgeschildert werden. Ebenso sollen die vorgeschlagenen Haupt- und Basisrouten entsprechend markiert werden.

Für die Jahre 2023/2024 soll am Sternplatz die Planung einer barrierefreien Bushaltestelle sowie der Führung des Rad- und Fußverkehrs erfolgen.

 

Allgemeine Trends der Mobilitätswende berücksichtigen

In ihrem Fazit stellten die Fachleute fest, dass in den letzten Jahrzehnten der Verkehr in Neuendettelsau insbesondere auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet war. Die aktuellen Trends der Mobilitätswende würden jedoch zeigen, dass zukünftig umweltfreundliche Verkehrsmittel mehr in den Blick genommen werden müssen. Dies sollte insbesondere auch bei der Flächenaufteilung sichtbar werden.