Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen

Veröffentlicht am 29.04.2021 in Bildung

Räumliche Kapazitäten völlig ausgeschöpft

In ihrem Jahresbericht zur Situation an der Grund- und Mittelschule berichtete die Schulleitung, Frau Hruschka, dass das gesamte Lehrerkollegium nun schon seit über einem Jahr unter erschwerten Bedingungen arbeite. Durch Corona befindet sich der Unterrichtsbetrieb in einer Ausnahmesituation. Lehrer, Schüler und Eltern müssen sich oft und sehr schnell auf wechselnde Situationen einstellen.

Laut Schulleitung Hruschka habe man das bisher immer gut gemeistert. Die Schulleiterin bedankte sich in diesem Zusammenhang bei der Gemeinde für das zur Verfügung gestellte Hygienematerial, Co2-Messgeräte, Leihcomputer und die personelle Hilfe in verschiedenen Situationen.

Derzeit werden Grundschüler der drei vierten Klassen in Gruppen im täglichen Wechsel und die Abschlussklassen beschult. Zusätzlich werde täglich eine Notbetreuung für die Schüler der 1.-7. Klasse angeboten. Die Schüler werden dabei in bis zu 6 Kleingruppen bei den Arbeiten des Distanzunterrichts betreut. Die Notbetreuung besuchen täglich zwischen 20-35 Kinder. Diese würden durch die Leitung der Ganztagsbetreuung, die Schulsozialarbeit sowie eine Förderlehrerin unterstützt. Zusätzlich würden Lehrkräfte aus der Mobilen Reserve die Notbetreuung unterstützen, so die Schulleitung.

Alle anderen Klassen werden im Distanzunterricht beschult und erhalten durch die Lehrkräfte Unterricht über Videokonferenzen. Außerdem wird Unterrichtsmaterial in Papierform zur Verfügung gestellt.

Nach Auskunft der Schulleitung muss zunehmend festgestellt werden, dass es Kinder und Familien gibt, die trotz intensiver Anstrengungen nur sehr schlecht zu erreichen sind und somit Lerndefizite aufgebaut werden.

Mehr Schülerorientierung und Individualisierung

Seit neun Jahren wird an den Grund- und Mittelschulen nach dem Lehrplan PLUS unterrichtet. Das bedeutet insbesondere mehr Schülerorientierung und Individualisierung. In der praktischen Unterrichtsarbeit ergeben sich damit weniger frontale Unterrichtsformen hin zu differenziertem Unterrichtsmaterial, das Schüler eigenständig im eigenen Lerntempo auf unterschiedlichen Lernwegen bearbeiten können. Die Lehrer sind dabei insbesondere Lernwegbegleiter.

Dadurch würden jedoch andere Anforderungen an die räumlichen Gegebenheiten von Schule notwendig, so die Schulleitung. Erforderlich wären dabei beispielsweise unterschiedliche Lernnischen für Einzelarbeit, Gruppenarbeit, klassenübergreifendem Lernen sowie praktischem und entdeckendem Lernen. Voraussetzungen dafür würde das Lernkonzept der Marktplatzorganisation bieten, das in einem Schulneubau umsetzbar wäre und in einem zwischen Lehrern und dem Gemeinderat mit Fachleuten erarbeiteten Raumfunktionsbuch ausgearbeitet wurde.

Vorausschauend werden auch jetzt schon die Lehrkräfte in einem intensiven Weiterqualifizierungsprogramm für zeitgemäße pädagogische Herausforderungen fortgebildet.

Die räumlichen Kapazitäten sind laut Schulleitung seit Jahren vollkommen ausgeschöpft. Es fehlen Räumlichkeiten zur Differenzierung und Individualisierung für das Schulprofil Inklusion. Für das Profil “Musikalische Schule“ stünde derzeit kein Musikraum zur Verfügung. Das bestehende Schulgebäude sei eine Flurschule mit Klassenzimmern für Frontalunterricht und böte weder die ausreichende Anzahl an Räumen, noch die räumlichen pädagogischen Erfordernisse für zeitgemäßen Unterricht, so Schulleiterin Hruschka.

Insgesamt herrsche großer Raummangel. Alle Klassenzimmer seien belegt. Fachräume wie der Musiksaal, der Computer-Raum sowie der Ganztagsaufenthaltsraum seien derzeit zu Klassenzimmern umgewidmet. Zusätzlich findet in der Schulküche und in den Mensaräumen Unterricht in Religion und Ethik statt. Die Raumsituation in der ganzen Schule sei äußerst beengt. Neue Unterrichtsmethoden sind nur äußerst eingeschränkt möglich. Trotz der vielfältigen Einschränkungen und Herausforderungen würden sich alle bemühen, mit viel Kreativität immer wieder zu praktikablen Lösungen zu kommen. Man freue sich jedoch auf einen Schulneubau, der eine pädagogisch zeitgemäße Beschulung der Kinder und Jugendlichen in Neuendettelsau ermögliche.


Prävention und Unterstützung durch Schulsozialarbeit

Schwierige Rahmenbedingungen durch Raumnot

Die Schulsozialarbeit ist ein von der Gemeinde selbst getragenes Angebot, das sich inhaltlich wie methodisch an den allgemeinen und individuellen Entwicklungsaufgaben, Alltagsherausforderungen und Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen orientiert. Sie findet immer dort statt, wo Kinder und Jugendliche einen erheblichen Teil ihres Tages verbringen. Deshalb wird auch vom „Lebensraum Schule“ gesprochen.

Die Schulsozialarbeit an der Grund- und Mittelschule baut auf präventiven Angeboten wie z.B. dem Fach „Soziales Lernen“ auf sowie auf den Unterstützungs-, Beratungs-, und Betreuungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Eltern.

Laut der Sozialpädagogin, Richarda Stahl, startete das Sozialen Lernen mit zwei fünften und einer sechsten Klasse. Inhaltliche und methodische Umstellungen und eine gute Zusammenarbeit mit den Klassenleitungen ermöglichten eine intensive Gruppenarbeit und sichtbar nachhaltige Entwicklungen, die auch in das Klassengeschehen hineinwirkten. Die größte Herausforderungen waren dabei die schwierigen Rahmenbedingungen durch die akute Raumnot im Schulgebäude. Dies erforderte einen hohen Organisations- und Zeitaufwand, um Soziales Lernen stattfinden zu lassen. Versuche, den Flur mit einzubeziehen, funktionierten nur mäßig, da es in den Wintermonaten dort zu kalt ist, um sich länger aufzuhalten. Der Shutdown im März brachte den abrupten Abbruch der laufenden Prozesse mit sich. Die Schulsozialarbeiterin arbeitete nach dem Lockdown im Team der Notbetreuung mit. Der Ansatz in der Notbetreuung ist es, den Kindern gerade in den verunsichernden Zeiten, einen stabilen Rahmen zu geben und wichtige pädagogische Grundprinzipien beizubehalten. Dies sind beispielsweise Lerngruppen und möglichst immer die gleichen Betreuungspersonen sowie ein guter Kontakt mit den Eltern.

Wichtig sei es, so Ricarda Stahl, als Schulsozialarbeiterin im Schulhaus sichtbar und erreichbar für die Schüler*innen zu sein.

Die Zahl der Nachfrage nach Einzelfallhilfe bei den Jugendlichen sei enorm gestiegen. Neu sei auch, dass die meisten Jugendlichen auf Vermittlung ihrer Klassenleitungen zur Schulsozialarbeiterin kommen. Dies hänge damit zusammen, dass Schüler auffallen, weil sie nicht mehr am Videounterricht teilnehmen und auch keine Arbeitsblätter mehr einsenden. Die individuellen Problemlagen mit denen Jugendliche zurzeit die Beratung und Unterstützung suchen seien im Vergleich mit normalen Schuljahren grundsätzlicher und gravierender, so Stahl. Eine mögliche Erklärung sei, dass Herausforderungen zu Problemen wachsen können, weil das soziale Umfeld, in dem Jugendliche entwicklungs-entsprechend ihre Dinge klären, durch Corona sehr beschnitten ist oder fehlt. Schule sei ein Raum, in dem Jugendliche ihre Probleme mit Gleichaltrigen besprechen oder Lösungsmöglichkeiten bei anderen abschauen und dadurch ihre Selbstlösungskompetenzen erweitern können. An diesem Punkt setzte die sozialpädagogische Beratung mit dem Ziel an, die Jugendlichen und ihre Lebenssituation zu stabilisieren, so Ricarda Stahl.